MONSIEUR AZNAVOUR
Das Biopic über Charles Aznavour ist die gelungene Hommage an einen großen Künstler und zeigt – in Form einer musikalischen Reise durch sein langes Leben und seine berühmtesten Songs – die facettenreiche Geschichte des wohl berühmtesten aller französischen Chansonniers, dessen Karriere nahezu 75 Jahre umfasste.
Von seinen Ursprüngen im Pariser Quartier Latin bis zum Weltruhm … Charles Aznavour hat niemals den Boden unter den Füßen verloren, er war und blieb ein Kämpfer für Toleranz und Menschlichkeit, der sich auch im hohen Alter noch politisch engagierte.
Und er war noch selbst an den Vorbereitungen für seine Filmbiographie beteiligt, geschrieben und inszeniert von den beiden französischen Filmemachern Grand Corps Malade und Mehdi Idir, die mit „Lieber leben“ (2016) ihre erste gemeinsame Arbeit präsentierten.
Charles Aznavour wächst im Pariser Künstlerviertel Quartier Latin auf, wo seine Eltern, die dem Genozig am armenischen Volk knapp entkommen konnten, eine schlecht gehende Bar betreiben, in der sich die armenische Community mit jüdischen Einwanderern und den in Frankreich ansässigen Manusch (Sinti) trifft. Sein Vater Mischa ist ein herzlicher und lebensfroher Mann, leider ohne jeden Geschäftssinn. So wächst Charles mit seiner Schwester Aïda in einer liebevollen, aber von Not und Armut geprägten Umgebung auf. Mit sieben Jahren darf der kleine Charles für ein paar Puseratzen eine Minirolle am Theater Champs Elysee spielen, und sein erster Satz auf einer Bühne lautet: „Ja, ich bin angekommen.“ Ein nahezu prophetischer Satz, der für sein ganzes weiteres Leben gelten wird.
Als Paris im 2. Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht besetzt wird, ist Charles, gespielt von Tahar Rahim, 16 Jahre alt. Er singt vor den deutschen Soldaten, unterstützt aber heimlich den Widerstand, und er findet einen Partner für seine Gigs: den lebenslustigen Pierre Roche (sehr überzeugend und mit viel jugendlichem Charme: Bastien Bouillon), der sein bester Freund wird. Die beiden reisen zu Fuß oder mit dem Fahrrad quer durch Frankreich und treten mit witzigen Couplets in Tanzlokalen und Bars auf. Doch eines Tages begegnen sie Edith Piaf, damals schon ein Star. Marie-Julie Baup spielt sie ganz wunderbar als großzügige, scharfzüngige Diva mit tyrannischen Zügen. Sie nimmt Charles unter ihre Fittiche, unter anderem, weil sie von seiner kratzigen Stimme angetan ist – mit seiner Reibeisenstimme hört er sich eigentlich immer an wie jemand, der eine schlimme Nacht hinter sich hat, seine Stimme klingt irgendwie rostig und sandig – als ob er mit Reißnägeln gegurgelt hätte. Und mit Edith Piafs Unterstützung gelingt ihm, wovon Charles geträumt hat: eine Gesangskarriere, für die er bereit ist, fast jedes Opfer zu bringen.
Ab 0 J. / 133min.